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Rathaus

DIE PEINER EULE - Vom Spottnamen zum Wahrzeichen

Eulenstatue am Eingang zum Stadtpark

Es war aber einer unter der Bürgerschaft, ein großer und starker Mann, der sich schon in manchem Krieg durch Tapferkeit und Mannhaftigkeit hervorgetan hatte. Der schalt die anderen wegen ihrer Kleinmütigkeit und sprach: „Durch Ansehen wird das greuliche Tier nicht vertrieben; Ernst müssen wir gebrauchen und Hand anlegen. Aber ich sehe wohl, ihr seid alle zu Weibern geworden und keiner will den Fuchs beißen!“ Er ließ sich also seinen Harnisch, Degen und langen Spieß bringen, dann legte er die Leiter an die Scheune, um allein hinaufzusteigen und zu sehen, was das Untier vermochte. Sein Vorgehen wurde von den meisten gelobt, manche aber waren um ihn besorgt; darum empfahlen sie ihn dem lieben Ritter St. Georg, der den Drachen getötet, wünschten ihm Kraft und Uberwindung und riefen ihm beim Hinaufsteigen zu, er solle männlich fechten.
Als er aber bald oben war und die Eule sah, daß er an sie wollte, blieb sie still sitzen; denn von der Menge des Volkes und dem Geschrei war sie verwirrt und wußte nicht, wo hinaus. Und so verdrehte sie die Augen, sträubte die Federn spreizte die Flügel, sperrte den Schnabel auf und ließ gar schrecklich ihre Stimme hören: „Schuhu, schuhu, schuhu!“

Da riefen sie unten alle insgemein: „Stich, stich, stich!“ Der mannliche Held aber antwortete: „Wenn ihr hier ständet, wo ich stehe, würdet ihr nicht sagen: Stich, stich, stich!“ Vor Ängsten wäre er bald von der Leiter gefallen, und er kam halb ohnmächtig unten wieder an. Danach wagte es keiner mehr, sich in die Gefahr zu begeben; denn sie glaubten alle, das Ungeheuer habe mit seinem Hauch ihren stärksten Krieger vergiftet.

Da es nun aber allen klar war, daß dieses giftige Untier getötet werden mußte, wenn nicht die ganze Stadt großen Schaden davon erleiden sollte, so wurde mancherlei beratschlagt, was hier zu tun sei.

Endlich fand der Bürgermeister einen Ausweg und sprach: „Ihr seht, liebe Bürger, daß es eine gar wichtige Sach ist, da das Wohl der ganzen Gemeinde auf dem Spiele steht. Darum seh’ ich’s für das Beste an, daß wir aus gemeinsamem Säckel diese Scheune samt allem, was darin liegt an Getreide, Stroh und Heu, dem Eigentümer be-zahlen, dafür aber das ganze Gebäude samt dem erschrecklichen Untier verbrennen. Denn es ist besser, dieser Mann baut eine neue Scheune, als daß wir alle in Sorgen leben müssen.“

Also ward die Scheune an allen vier Ecken angezündet und mit ihr die Eule jämmerlich verbrannt. Die Peiner aber müssen noch heutigentags das Gespött darum leiden, so sehr es sie auch verdrießt. Wer’s nicht glauben will, der gehe nach Peine; doch hüte er sich, nach der Eule zu fragen!

Inwieweit dieser Sage historische Tatsachen zugrunde liegen, läßt sich natürlich nicht nachweisen. Doch daß die Peiner davon nicht sonderlich erbaut waren, ist verständlich und wird durch folgenden überlieferten Vers erhärtet:

„Ist einer keck, zieh er gen Pein, Und geh daselbst zum Bier und Wein, Frag sie, was ihn’ die Eul gethan, Warumb sie die verbrennet han. Und trink mit ihn’ den letzten aus, Kommt er ungeschlagen wieder hrauß, Wil ich ihm, was er drinn verzecht, Duppelt bezahlen, wie es recht.“


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